Warum es wichtig ist über Konflikte zu sprechen

Shownotes

Konflikte gehören zum Leben – ob in der Kita, der Familie, unter Freunden, in der Schule, im Job oder in der Partnerschaft. Wo Menschen zusammenkommen, treffen unterschiedliche Meinungen, Bedürfnisse und Gefühle aufeinander – und zwar im gesamten Lebensverlauf. Die Episode zeigt, wie vielfältig die Konfliktthemen in der Gesellschaft sind und welche Bedeutung die Wahrnehmung von Konfliktthemen in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen hat.

Transkript anzeigen

00:00:01: Mama, wir haben uns gestern in der Kita gestritten.

00:00:04: Konflikte gehören zum Leben.

00:00:06: Ob in der Kita, der Familie, Unterfreunden, in der Schule, im Job oder in der Partnerschaft.

00:00:13: Wo Menschen zusammenkommen, treffen unterschiedliche Meinungen, Bedürfnisse und Gefühle aufeinander.

00:00:19: Und zwar im gesamten Lebensverlauf.

00:00:33: Herzlich willkommen zur ersten Folge unseres Podcasts, Zankapfel, Konflikte Kurz Erklärt.

00:00:40: Dem Podcast, in dem wir Konflikte aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick nehmen und nachfragen, wo es unbequem wird.

00:00:48: Mein Name ist Anna-Christina Nowak und ich arbeite an der Konflikter-Konfliktakademie des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld.

00:00:59: und begleite euch durch diese erste Folge.

00:01:03: Auch wenn sich Konflikte, so wie bei meinem Sohn, schon früh im Leben zeigen, geht es in diesem Podcast vor allem um gesellschaftliche Konflikthemen, die uns alle betreffen.

00:01:13: Derlei Themen begegnen uns in den Nachrichten, auf Social Media, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz und manchmal sogar im eigenen Freundes- und Familienkreis.

00:01:24: Welche Konfliktthemen bewegen euch gerade?

00:01:33: Es gibt viele relevante Themen und entsprechend viele Perspektiven, die gesellschaftlich ausgehandelt werden.

00:01:40: Dazu gehören unter anderem Fragen zum Umgang mit dem Klimawandel, Fragen zur Steuerung von Migration und Zuwanderung, Fragen zu Krieg und Frieden oder Fragen zum Umgang mit wirtschaftlicher und sozialer Ungleichheit.

00:01:53: Vielleicht ist für euch ja aber auch etwas ganz anderes relevant.

00:01:59: Um einen Eindruck über die gesellschaftlichen Wahrnehmungen von Konflikten zu bekommen, sind wir in der Konflikte im Jahr im Jahr mit dem Konfliktmonitor gestartet.

00:02:10: In dieser Befragung gehen wir fortlaufend der Frage nach, welche gesellschaftlichen Konflikte für die Bevölkerung wichtig sind, wie Bürgerinnen und Bürger Konflikte und die Aushandlung von Konflikten verstehen und wie sie sich die Lösung und Bearbeitung von Konflikten in Demokratien idealerweise vorstellen.

00:02:29: Ziel ist es damit einen Beitrag zur gesellschaftlichen Konfliktlösung zu leisten.

00:02:34: Mein Kollege Dirk Lamper hat den Konfliktmonitor hauptverantwortlich begleitet und kennt die zentralen Ergebnisse der Befragung.

00:02:42: In den Ergebnissen zeigt sich, dass die Befragten eine Vielzahl von Konflikten wahrnehmen, zu gehören Migration und innere Sicherheit, genauso wie der Zustand der Infrastruktur, die Debatten über Meinungsfreiheit, soziale Ungleichheit, der Zugang zur Gesundheitsversorgung oder der Umgang mit Rechtsextremismus oder Klimawandel.

00:02:58: Es gibt also eine deutlich heterogenere Konfliktwahrnehmung in der Gesellschaft, als in politisch oder medialen Debatten zumeist abgebildet wird.

00:03:05: Spannend ist, dass sich die Konfliktwahrnehmung zwischen unterschiedlichen Gruppen, zum Beispiel Wählerinnen, verschiedener Parteien und nachgeschlecht unterscheiden.

00:03:12: Um einen angemessenen Umgang mit der Vielzahl der benannten Konflikte zu finden, ist natürlich auch relevant, welche Ursachen die Befragten für gesellschaftliche Konflikte wahrnehmen.

00:03:23: Kurz gesagt, die Vielfalt der Konflikte bildet sich auch in einem bunten Blumenstrauß an Ursachen ab.

00:03:29: Dazu gehören vor allem fehlende politische Antworten auf zentrale Konflikte sowie socioökonomische Ursachen.

00:03:37: Als

00:03:37: Hauptsursache wurde einerseits Aspekte angeführt, die sich auf das funktionierende Staates beziehen, wie zum Beispiel eine mangelnde Kooperation in der Bundesregierung, aber auch Überregelierung und Bürokratie.

00:03:47: Andererseits hatten die befragenden sozikulturelle Ursachen im Blick.

00:03:50: dazu gehören fehlende Solidarität, ein fehlender gesellschaftlicher Zusammenhalt oder Intoleranz und Menschenfeindlichkeit.

00:03:57: Drittens waren auch ökonomische Ursachen wie globale Krisen, fehlendes Wirtschafts-Sachstum oder Arbeitslosigkeit zentral.

00:04:03: Konflikte spielen in Demokratien eine zentrale und notwendige Rolle.

00:04:08: Demokratien sind geprägt von Meinungsvielfalt, Streit und Auseinandersetzungen mit unterschiedlichen Interessen, Werten und Weltanschauungen.

00:04:17: Dafür ist es jedoch notwendig, dass Menschen gehört werden und sich an politischen Prozessen beteiligen können.

00:04:27: Mein Kollege Nico Noldemeyer beschäftigt sich derzeit mit dem Einfluss politischer Teilhabe auf die Zufriedenheit mit unserer Demokratie.

00:04:35: Er schaut sich insbesondere an, was junge Menschen, also Personen bis circa dreißig Jahre, darüber denken.

00:04:42: Denn er sieht ein Problem darin, dass junge Menschen zu wenig im politischen Diskurs berücksichtigt werden.

00:04:47: Aus meiner Perspektive fasse ich mal kurz zusammen.

00:04:50: Also, junge Menschen sind eher nicht zufrieden und fühlen sich auch nicht berücksichtigt oder gesehen, vor allem von Menschen, die Politik machen.

00:04:57: Das zeigen auch Umfrageergebnisse.

00:04:59: Knapp seventy-fünf Prozent der befragten Jugendlichen glauben, dass sich die Regierung nicht für die Interessen von Jugendlichen interessiert.

00:05:06: Wir kennen das vielleicht auch aus dem Alltag.

00:05:07: Oft hören wir nicht oder fragen erst gar nicht, was Kinder oder Jugendliche oder junge Menschen wollen.

00:05:13: Dabei fängt Demokratie im Kleinen an.

00:05:15: Fragen wie, was brauchst du, damit es dir gut geht?

00:05:17: Oder auch ganz einfach, wie soll euer Schulhof gestaltet werden?

00:05:21: Bieten Möglichkeiten auch in der Kita, im Hort oder in der Schule Demokratie zu üben und Kinder und Jugendliche mitentscheiden zu lassen.

00:05:27: Auch wenn auf institutioneller Ebene Demokratie geübt werden kann und Kinder und Jugendliche lernen können, an Entscheidungen zu partizipieren, zeigen sich doch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene Problemlagen, die vor allem durch die Überalterung der Gesellschaft mitbedingt werden.

00:05:44: Plakativ formuliert, die Berücksichtigung der Interessen von Rentnerinnen und Rentnern als große Wählergruppe ist politisch wichtiger als die Berücksichtigung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

00:05:55: Dies sieht man beispielsweise, wenn über die sogenannte Mütterrente debattiert wird und gleichzeitig auf Kürzungen und Einsparungen in Bildungs- und Sozialeinrichtungen gedrungen wird.

00:06:05: Wir müssen sehen, dass mehr als die Hälfte der Beiberichtigten in Deutschland über fünfzig Jahre alt ist und ein großes Ungleichgewicht entsteht oder B steht, weil die U-Dreißig-Gruppe weniger als vierzehn Prozent ausmacht.

00:06:17: Das kann schon als deutliche Schieflage beschrieben werden.

00:06:20: Und eine gesetzliche, verbindliche Jugendvertretung auf Bundesebene existiert bisher nicht.

00:06:25: Das Themenfeld hat also viel Konfliktpotenzial.

00:06:30: Und jetzt?

00:06:31: Die Folge hat gezeigt, wie vielfältig die Konfliktthemen in der Gesellschaft sind und welche Bedeutung die Wahrnehmung von Konfliktthemen in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen hat.

00:06:42: Das Erlernen von demokratischen Prozessen von klein auf kann helfen, Demokratien auch langfristig zu stärken, Bedürfnisse zu berücksichtigen und die Solidarität und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.

00:06:56: Das kann manchmal auch ganz einfach sein.

00:06:58: Mama, wir haben uns die Hand gegeben und uns vertragen.

00:07:02: Das war ein erster Einblick in unseren neuen Podcast Zankapfel Konflikte Kurz Erklärt.

00:07:09: In den nächsten Folgen wollen wir darauf schauen, was hinter diesen Konflikten steckt, warum diese Konflikte die Gesellschaft so stark spalten, warum es uns oft schwer fällt, andere Meinungen auszuhalten und was wir brauchen, um wieder miteinander ins Gespräch zu kommen.

00:07:26: Dazu sprechen wir mit Wissenschaft, Praxis und Menschen, die ganz unterschiedliche Perspektiven vertreten, um die Vielsichtigkeit von Konflikten zu verdeutlichen.

00:07:36: Wir freuen uns, wenn ihr weiterhin dabei seid und mit uns Konflikte analysiert.

00:07:41: Denn nur wer Konflikte versteht, kann zur Konfliktlösung beitragen.

00:07:45: Danke fürs Zuhören und bis zum nächsten

00:07:54: Mal.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.